ÉVéNEMENTS

Compte rendu : visite de la centrale nucléaire de Nogent-sur-Seine

5 décembre 2022

Anfang Dezember ging es für den Alumniverein zu einem gemeinsamen Ausflug zum Atomkraftwerk von Nogent-sur-Seine. Aurélien, der bei EDF arbeitet, hat die Führung organisiert und uns so ermöglich einen spannenden Einblick in ein Atomkraftwerk zu erlangen. Es war eine wunderbare Gelegenheit detaillierte Informationen zu einem Atomkraftwerk zu bekommen und im Anschluss die Theorie direkt in Originalgröße und im vollen Betrieb bestaunen zu können.

Wenn man sich Nogent-sur-Seine nähert, ragen schon aus der Ferne die großen Kühltürme zwischen den Feldern hervor. Im Besucherzentrum angekommen, bekamen wir einen Vortrag zu EDF allgemein, deren Strommix, sowie dem französischen Strommix im internationalen Vergleich. Dabei fiel mit ~70% sofort der ungewöhnlich hohe Anteil an Nuklearenergie in Frankreich auf.

Daraufhin wurde uns schematisch die Funktionsweise einer Atomkettenreaktion und der Aufbau eines Atomkraftwerks erklärt. Bei Atomkraftwerken wie dem in Nogent-sur-Seine sind dabei drei Hauptkreisläufe entscheidend: Im ersten Kreislauf wird Wasser durch die freiwerdende Energie der Nuklearreaktion erhitzt. Diese Wärme wird an einen zweiten Kreislauf weitergegeben. Aus dem resultierenden Wasserdampf wird im Maschinenhaus (salle des machines) mit Hilfe von mehreren Turbinen und einem Alternator elektrische Energie gewonnen, die über Hochspannungsleitungen aus dem Atomkraftwerk transportiert wird. Ein dritter Kreislauf kühlt das Wasser des zweiten Kreislaufs wieder ab.

Schema der Funktionsweise eines Atomkraftwerks. Quelle: IRSN

Nach dieser Einführung ging es mit Sicherheitsschuhen, Helm und Brille ausgestattet, zur ersten Ausweiskontrolle. Sonst durften keine Gegenstände wie Handys oder Autoschlüssel mitgenommen werden. Manche haben sogar ihre Jacke dagelassen, was jedoch bei den eisigen Temperaturen schnell bereut wurde. In einem Wartesaal wurde jeder Ausweis kontrolliert und gegen eine Ausweiskopie, eine Zugangskarte sowie einen Geheimcode getauscht. Darauf folgte eine Sicherheitskontrolle wie am Flughafen und jeder wurde auf Sprengstoffrückstände an den Händen getestet. Als weitere Barriere musste man noch durch ein Portal, an dem die Zugangskarte und der Geheimcode benötigt wurden. Entlang an den riesigen Kühltürmen ging es dann zum nächsten Gate mit Badge und persönlichem Code.

Am Maschinenhaus angekommen, bekamen wir weitere Informationen über die Wartungszyklen für die Maschinen. Alle 18 Monate werden alternierend für 1 oder 4 Monate die Maschinen ausgeschaltet, um sie zu warten. Einmal im Gebäude, konnten wir überall verschiedene Rohre in verschiedenen Farben sehen. Jede Farbe war einer Flüssigkeit zugeordnet, um diese leicht unterschieden zu können. Dann ging es hoch auf 15 Meter. Uns wurde erklärt, dass es wie bei der Marine keine Stockwerkzahlen gibt, sondern diese direkt in Metern angegeben werden. Durch die Gitterböden konnte man auch immer wieder die 15 Meter ganz runterschauen.

An einem Ende des Saals konnten wir die Leitungen sehen, mit denen der Dampf im zweiten Kreislauf unter Druck in der Maschinenhalle ankommt. Von dort folgten wir dem Weg des Dampfs wie er durch eine Hochdruckturbine (turbine haute pression) und danach drei parallel geschaltete Niedrigdruckturbinen (turbine basse pression) geleitet wird. Dann ging es noch weiter zum Alternator und den großen Kabeln, die die Elektrizität nach draußen transportieren.

Bei dieser Führung hatten wir neben dem offiziellen Guide außerdem unseren eigenen Experten dabei. Aurélien hat die Gelegenheit genutzt, um ums am Objekt selbst zu erklären, woran er mit EDF forscht. Seine Forschung beschäftigt sich vor allem mit Vibrationen und wie sich diese in den komplexen Systemen verhalten bzw. welchen Einfluss diese haben können. Da ein Nuklearreaktor auch z.B. ein Erdbeben reibungslos überstehen sollte, sind diese Fragen natürlich enorm wichtig. Dabei konnte er uns im Maschinenhaus direkt einige der Ventile und Verschlüsse zeigen, die dabei relevant sind.

Aus dem Maschinenhaus wieder draußen konnten wir die Hochspannungsleitung sehen, aus der so viel Strom fließt wie ungefähr 1/3 des Stromverbrauchs von Île de France. Zurück an Kühltürmen wurde uns noch der Mechanismus des dritten Kreislaufs erklärt und wir haben erfahren, dass die Kühltürme größtenteils hohl sind. Die kalte Luft wird durch einen natürlichen Effekt von unten angesogen und zieht nach oben ab. Dadurch wird das Wasser im dritten Kreislauf abgekühlt, welches anschließend den zweiten Kreislauf abkühlt. Bei diesem Prozess nimmt der Luftzug Wasser mit; dies resultiert in den typischen Wolken über den Kühltürmen. Daher muss auch kontinuierlich Wasser dazugegeben werden. Im Atomkraftwerk von Nogent-sur-Seine sind dies bis zu 1 m3/Sek.

Im Anschluss an die Führung haben wir uns noch auf den Weg zu einem italienischen Restaurant im beschaulichen Dörfchen Nogent-sur-Seine gemacht und konnten dort beim Mittagessen und interessanten Gesprächen die Veranstaltung ausklingen lassen. Zurück nach Paris ging es dann mit vielen spannenden Eindrücken eines ungewöhnlichen Ausflugsziels. Vielen Dank dabei nochmal an Aurélien für die Organisation des Besuchs und an Janine für Koordination der Veranstaltung.

Autor: David Hedderich